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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 18

1910 - Regensburg : Manz
18 Die ersten Unruhen. Ausbreitung des Aufstandes. verschaffen, tadelt sie, daß sie ihre Verbindung eine christliche nannten, weist einige ihrer Artikel ganz zurück, macht sie auf die Gefahr aufmerksam, in die ihr Gewissen komme; oberer nennt sie doch liebe Herren und Brüder und geht so sanft mit ihnen um wie mit guten Kindern, die etwa einmal einen Fehler begangen haben. Endlich schließt er mit einer Ermahnung an beide Teile und sagt ihnen, daß auf beiden Seiten nichts Christliches an der Sache sei, daß beide Unrecht Hütten, und wenn sie sich nicht im Guten vertrügen, so würde Gott einen Buben mit dem andern stäupen. Daher wäre sein treuer Rat, daß man Schiedsrichter auswähle und sie die Sache schlichten lasse. Übrigens muß man bekennen, daß damals das Schicksal von Deutschland in Luthers Händen zu liegen schien; er brauchte sich nur an die Spitze der Bauern zu stellen und es wäre wahrscheinlich nm Fürsten, Adel und die katholische Geistlichkeit geschehen gewesen. Freilich wäre das Schicksal seines Ansehens und seiner Lehre besiegelt gewesen, falls er besiegt worden wäre. Schon im Spätherbste des Jahres 1524 waren die ersten Unruhen in Schwaben ausgebrochen, in der Grafschaft Stuhlingen und in der Abtei Reichenau, dort wegen schwerer Abgaben, hier, weil der Abt die neuen Prädikanten fortgejagt hatte. Durch Unterhandlungen wurde die Sache noch beigelegt. Die Anführer verloren das Leben, die Entwichenen aber wurden für vogelfrei erklärt, die Zurückgebliebeuen mußten Schadenersatz leisten und noch obendrein Strafe auf sich nehmen. Auch die Glocken wurden von den Türmen genommen, damit sie nicht mehr Sturm läuten könnten, und die Türme selbst niedergerissen. Damit, glaubte mau, sei es getan. Doch gleich in den ersten Tagen des nächsten Jahres empörten sich die Bauern des Abtes von Kempten und mit ihnen vereinigten sich die Stadtbewohner. Sein ganzes Kloster wurde ausgeplündert und alles bis auf die Mauern zerstört. Er selbst wurde in der Feste Liebenthann belagert und endlich zur Übergabe genötigt. Das Glück dieser Aufwiegler reizte ihre Nachbarn im Hegau, im Allgäu und am Bodensee zu gleichem Unternehmen. .Der- schwäbische Bund suchte die Sache abermals durch Unterhandlungen beizulegen. Aber die Bauern trauten nicht mehr, um so weniger, da sich der Bund zum Kriege rüstete. Sie gaben den Abgeordneten zur Antwort, sie wollten niemand beleidigen, sie hätten sich nur versammelt, das heilige Evangelium zu handhaben und den göttlichen Rechten Beistand zu leisten. Im April kam es zum Kriege. Der Bundesfeldherr Georg vou Truchseß schlug einige Haufen, worauf die Bauern eine friedliche Beilegung ihrer Beschwerden eingingen; dadurch wurde die Ruhe nochmals hergestellt. Hierauf erschienen obige Artikel. Sie fachten das Feuer aufs neue an. Schon zu Anfang des Monats Mai verbreitete sich der Aufruhr über ganz Schwaben, Franken, Elsaß, die Rheinpfalz bis Thüringen. Mehrere Städte traten bei. Haufen von 10—20,000 zogen in den Provinzen umher, plünderten und verbrannten alle Burgen und Klöster, deren Besitzer nicht die zwölf Artikel unterschreiben und sich zu ihnen schlagen wollten. Das schwäbische Bundesheer konnte anfangs nicht einmal in Schwaben etwas unternehmen, weil es seinem eigenen Fußvolk nicht trauen durfte. Die Fürsten und Ritter waren allein zu schwach und wurden vereinzelt überfallen. Selbst der berüchtigte Götz von B erlich in gen ließ sich nötigen, das Kommando eines Trupps zu übernehmen. Mitunter sielen schreckliche Grausamkeiten vor. In Weiusberg brachten die Bauern die ganze Besatzung von 70 Rittern auf die empörendste Art um. Sie schlossen sie auf freiem Felde in einen Kreis ein und nötigten sie, in die ihnen vorgehaltenen Spieße zu rennen. Freilich gilt zu ihrer Entschuldigung, daß auch Georg Truchseß alle Bauern, die er mit den Waffen in der Hand gefangen nahm, hinrichten ließ. Diese und ähnliche Barbareien enttäuschten Luther über die Gelehrigkeit der Bauern

2. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 22

1910 - Regensburg : Manz
22 Hutten nach Italien. Seine Rückkehr. Seine Reden gegen Ulrich von Württemberg. Wollte sich Deutschland jetzt bloß literarisch betätigen, so würde das freilich eine neue, vielleicht schlimmere Einseitigkeit sein. Aber so ist es nicht, nach beiden Kronen ringt Germanien." Daß ihm eine Rolle in dieser Entwicklung Deutschlands bestimmt war, ist ohne Zweifel dem jungen Manne von starkem Selbstgefühl gewiß gewesen. Mit diesen Gedanken ging Hutten nach Italien. Alles, was er dort sah und hörte, war nur geeignet, solche Gedanken zu einer der gesunden Anschauung der Dinge gefährlichen Art zu steigern. Voll Zorn über die bestehenden kirchlichen und politischen Verhältnisse kehrte Hutten wahrscheinlich im Jahre 1514 nach Deutschland zurück. Auch hier waren seine nächsten persönlichen Beziehungen nicht geeignet ihn milder zu stimmen. Zwar hatte der Vater seinen Zorn etwas besänftigt, als der Sohn sich allmählich einen Namen machte; aber einen Literaten als Sohn anzuerkennen, hatte er doch keine Lust; nur wenn er sich dem Rechtsstudium ergebe und so Hoffnung auf eine ordentliche Laufbahn im Staate erwecke, schien er ihn aufnehmen zu wollen. Darum hatte sich Ulrich in der letzten Zeit seines italienischen Aufenthaltes etwas der Rechtsstudien beflissen und die Unfruchtbarkeit dieser Arbeit hatte auch beigetragen, ihn gegen eine Seite des Bestehenden noch mehr aufzubringen. Als er nun aber, ohne graduiert zu sein, nach der Heimat zurückkehrte, war der Empfang der Seinen sehr kühl. Zwar vermittelten ihm Frowin von Hutten und Ulrichs alter Beschützer, Eitelwolf von Stein, bei ihrem jungen Gebieter, dem eben erwählten Erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, eine Unter- stützung von 200 Goldguldeu; aber auf eine Stellung am Hofe bot man ihm doch nur dann Aussicht, wenn er seine juridischen Stndien in Italien zu einem Abschlüsse bringen würde. Also selbst an einem so gebildeten Hose wie dem Albrechts hing man am diesem elenden Titelkram. Hutten war indigniert. Gleich als ob alles zusammenkommen sollte, Hutten zur revolutionären Opposition heranzuziehen, siel in die Zeit nach seiner Rückkehr nach Deutschland die Ermordung Hanns von Huttens durch Ulrich von Württemberg. Während die übrigen Familienglieder und Standesgenossen Roß und Mann rüsteten, griff Ulrich nach der Feder. Er bleibt in der Rede wider den Herzog Ulrich, mit welcher er den Vorbereitungen der Seinen zu Hilfe kam, nicht bei gerechten Anklagen stehen, es genügt ihm nicht, in dem Unwillen, in den sich die Nachahmer der Antike so leicht versetzen, den Württembergs mit Ausdrücken, wie „hyrkanischer Tiger", zu einem Scheusal auszumalen; die Abstraktionen eines revolutionären Denkeus machen sich hier in ihm geltend. Der Redner sordert den Tod des Mörders, ungeachtet er ein Fürst sei; denn gleichmäßiges Recht müsse allen gewährt werden, kein Vorrecht dürse dem Urteil in den Weg treten; der Herzog von Württemberg habe sein landesherrliches Recht durch seine Tyrannei schon längst verwirkt. Zuerst habe er durch sein Verfahren einen Aufstand im Lande hervorgerufen und dann habe er ihn blutig unterdrückt, das Volk müsse von ihm befreit werden. In der zweiten Rede wider Herzog Ulrich, welche Hutten nach Jahresfrist erscheinen ließ, ist er schon nicht mehr im Zweifel, daß, wenn Kaiser und Fürst das Schwabenland nicht von seinem Tyrannen befreiten, die Untertanen sich zu rühren hätten. Im Herbste 1515 hatte sich Hutten wieder ausgemacht, die unterbrochenen juridischen Studien in Italien fortzusetzen; allein ohne Gradus kehrte er im Sommer 1517 nach Deutschland zurück. Ulrich v. Tuffen. Ncich einem gleichzeitigen Holzschnitt,

3. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 24

1910 - Regensburg : Manz
24 Huttens Großtuerei, Lügenhaftigkeit. mich wenn er Kinder und Toren zu Werkzeugen hat, und darum aus seinen Schwächen und Torheiten kein Hehl zu machen braucht, da ja Gottes Stärke sich in der Schwäche seiner Werkzeuge offenbart, fühlt Hutten, welcher seine Sache einzig nur auf seine eigene Person stellt, fortwährend das Bedürfnis, sich mit einem gewissen Nimbus zu umgeben. Dies geht bis auf die untergeordnetsten Dinge herab. Hutten prahlt bei passenden Gelegenheiten mit den väterlichen Reichtümern, welche bekanntlich nicht sehr groß waren. Daß er einmal vier Franzosen standhielt, welche, wenn die Geschichte von Hutten nicht ausgeschmückt ist, gewaltige Hasenfüße gewesen fein müssen, muß bis zu den Ohren des Kaisers dringen. Nicht ein Tropfen bey edlen Jölutes von jenem alten schwäbischen Ritter, der es für selbstverständlich hielt, das; er einen dürfen mitten erttzweigehaitert, fließt in den Adern Huttens. Man schämt sich fast in die Seele hinein, wenn man sieht, wie er geizt, ja, wie er sich erniedrigt, wenn nur fein Lob au die große Glocke gehängt wird. Doch diese leidenschaftliche Sucht nach Ruhm und Ehre hat noch gefährlichere Seiten; einmal führt es fein Streben weit über seine Kräfte hinaus und dann bringt es ihn zum Sturze. Hutten sann nicht leben, ohne feine Taten unter dem Gesichtspunkt weltgeschichtlicher Bedeutung zu sehen; wenn er eine herausfordernde Flugschrift schreibt, schwebt ihm Cäsars Entscheidung vor und er schließt mit einem »jacta est alea,« ich hab's gewagt. Es drängt ihn, rasche Erfolge herbeizuführen, er hat keine Zeit, den Lauf der Dinge abzuwarten, er muß ihn beschleunigen, die Weltgeschichte, in der er sich eine Nolle zugedacht hat, muß sich beeilen, ihn zu rechtfertigen. Indem er so die Durchführung der schon an sich zu hohen Pläne noch gewaltsam weiter treibt, scheitert er um so früher. Da bleibt ihm nur ein Nimbus, nämlich der des Märtyrers; aber dieser, der gefährlichste von allen, ist es gerade, welcher ihn zu allem kräftigen Handeln völlig untüchtig macht. Due innere, Hutten selbst unbewußte Unwahrheit seines Wesens verführte ihn aber auch zu arger bewußter Unwahrheit in seinem Reden und Handeln, an der freilich auch die Widerwärtigkeiten der frühesten Jugend mit schuld sind. Besonders wenn Hutten in der Überzeugung von der Verwerflichkeit feines Gegners ein Recht findet, sich alles zu erlauben, scheut er keine widerlich gemeine Art der Lüge. So versprach er den Mönchen zu Fulda, als er einst auf feinen Wanderungen durch Deutschland in großer Geldnot war, er wolle wieder in ihr Kloster zurückkehren, wenn sie ihn werktätig unterstützen wollten. Allein die klugen Väter ließen ihm sagen, er möge zuerst kommen, dann wollten sie schon für feine Studien sorgen. Indem Hutten feine Reden wider den Herzog Ulrich schreibt, malt er ihn bald schwarz bald weiß, so daß er selbst unmöglich von seiner Darstellung überzeugt gewesen Katharina v. Bora.

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 26

1910 - Regensburg : Manz
26 Persönlichkeit Karls V. Karl V. und Franz I. Es wäre zu weitläufig, hier die langwierigen Kriege zu erzählen, welche zwischen Karl V. und Franz I. geführt worden sind; größeres Interesse dürfte es erwecken, die Persönlichkeiten dieser beiden Monarchen einander gegenüberzustellen. Bereits in seinem 16. Jahre war Karl V. zur Regierung berufen; doch fehlte noch viel, bis er in seiner Entwicklung so weit fortgeschritten war, sie übernehmen zu sönnen. Sein Schild führte das Wort: »Nondum« (Noch nicht). Wilhelm von Croy, Herr von Chievres, leitete ihn und den Staat. Selbst während seine Heere Italien unterwarfen und wiederholte Siege über die tapfersten Feinde davontrugen, hielt man ihn, der indessen rnhig in Spanien weilte, für schwach und abhängig, aber nur so lange, bis er im Jahre 1529, im 30. seines Lebens, in Italien erschien. Wie ganz anders zeigte er sich da! Wie vollkommen entschieden! Sein geheimer Rat hatte nicht gewollt, daß er nach Italien gehe, hatte ihn vor Andrea Doria gewarnt und gegen Genua in ihm Verdacht erweckt. Man staunte, daß er dennoch den Entschluß, nach Italien sich zu begeben, festhielt und gerade auf Doria sein Vertrauen setzte, daß er entschieden verlangte, in Genua ans Land zu steigen. Man nahm keinen überwiegenden Einfluß eines Ministers wahr; man fand in ihm weder Leidenschaft noch Übereilung, sondern alle seine Entschlüsse waren gereift; es war alles überlegt; sein erstes Wort war sein letztes. Welche Arbeitskraft entfaltete der jugendliche Monarch. Es erforderte nicht geringe Geduld, die langen Reden der italienischen Gesandten anzuhören; aber er bemühte sich, die verwickelten Verhältnisse ihrer Fürsten und Mächte genau zu erfasseu. Der venetianische Botschafter wunderte sich, ihn weit zugänglicher und gesprächiger zu finden, als er drei Jahre zuvor in Spanien gewesen war. In Bologna nahm er mit weiser Absicht eine Wohnung, wo er den Papst unbemerkt besuchen konnte, um dies möglichst oft zu tuu und alle Streitpunkte selbst ins reine zu bringen. Von da an begann er die Unterhandlungen persönlich zu leiten, die Heere selber anzuführen; er eilte von Land zu Land, wohin immer das Bedürfnis und die Geschäfte ihn riefen. Wir sehen ihn bald in Rom bei den Kardinälen sich über die unversöhnliche Feindschaft Franz' I. beklagen bald in Paris die Herzogin von Etampes für seine Friedenspolitik gewinnen bald in Deutschland den Vorsitz ans dem Reichstage führen, um die religiöse Entzweiging beizulegen, bald in den kastilischen Cortes, bemüht, ans gewichtigen Gründen - ein toertucio, d. H. eine außerordentliche Bewilligung neben den regelmäßigen Steuern zu erlangen. Dies waren friedliche Bemühungen. An der Spitze feiner Heere aber dringt er über die Alpen gegen Frankreich vor und durchzieht die Provence, setzt Paris in Schrecken, kehrt dann um nach Osten und Süden. Dem Siegeslaufe Solimans gebietet er Halt an der Raab und sucht den Halbmond auf bei Algier. Das Heer, das ihm in Afrika gedient, folgt n^Änc 1scv5• Von :-S!Ckingen Allei N-Got Di-Lk U£3 Den-Geva£!Me N''C7 beuch iva-Di-Gekecf-n ik :- Franz v. Sickingen. Nach dein Slich v. H. Hopser.

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 27

1910 - Regensburg : Manz
Karls Willensrichtung und Politik. 27 i" ihm an die Elbe und auf der Lochauer Heide hört man das Feldgeschrei: „Hispania! Während er selbst zu wiederholten Malen das Mittelmeer, den Ozean durchschifft, gehen seine Seeleute auf Entdeckungen aus in früher nie befahrenen Meeren, seine Krieger auf Eroberungen früher nie betretener Üänder. ^>ein Wa()l)pi’uch. „Mehr- , „weiter, erklang auch in den fernsten Fernen und wurde zur ruhmreichen Tat. Ju seiner allgemeinen Willensrichtung zeigte Karl die vollste Entschiedenheit; doch faßte er von Fall zu Fall oft nur langsam seinen Entschluß. Auf einen Vortrag antwortete er anfangs häufig unbestimmt und man mußte sich hüten, seine vieldeutigen Ausdrücke für eine Gewährung zu nehmen. Dann beriet er sich mit sich selbst, schrieb sich nicht selten die Gründe für und wider auf und brachte alles in so guten Zusammenhang, daß, wer ihm den ersten Satz zugab, ihm den letzten zuzugeben gewiß genötigt war. Den Papst besuchte er zu Bologna, einen Zettel in der Hand, auf welchem er alle Punkte der Unterhandlung genau verzeichnet hatte. Nur Granvella pflegte er jeden Bericht, jeden Vortrag mitzuteilen; diesen fanden die Botschafter über alles bis auf die einzelnen Worte unterrichtet. Alle Beschlüsse giugeu vou dem Kaiser und seinem Minister aus und wurden dann bedächtig ausgeführt; manchmal hielt Karl den Kurier noch ein paar Tage länger auf. Waren die Dinge aber einmal so weit gediehen, dann war nichts anf der Welt imstande, ihm eine andere Meinung beizubringen. Man sagte, eher würde die Welt untergehen, als daß Karl sich einen Zwang antun lasse, und in der Tat weiß Kaiser Karl V mau sein Beispiel, daß et je durch tin£m Gemald- ».» Christoph «mb-rg-r. Gewalt oder Gefahr zu irgend etwas sich nötigen ließ. Er äußerte sich selbst in einem naiven Geständnisse Contarini gegenüber: „Ich bestehe von Natur hartnäckig auf meinen Meinungen." „Sire," entgegnete dieser, „auf guten Meinungen bestehen, ist nicht Hartnäckigkeit, sondern Festigkeit." Karl fiel ihm ins Wort: „Ich bestehe zuweilen auch auf schlechten." Im Jahre 1538 sagt Tiepolo vou Karl, er -zögere so lauge, bis seine Sachen gefährdet, bis sie ein wenig im Nachteil seien. Dies fühlte auch Papst Julius Iii. und äußerte, Karl räche sich wohl, doch müsse er erst einige Stöße empfinden, ehe er sich erhebe. Auch fehlte es dem Kaiser oft an Geld, die verwickelte Politik gebot ihm tausend Rücksichten. Seine Feinde behielt er unausgesetzt im Auge. Er beobachtete sie so genau, daß die Gesandten erstaunt waren, wie gut er ihre Regierungen kannte, wie treffend er zum voraus

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 34

1910 - Regensburg : Manz
34 Ursprung der Reformation in England. Heinrich Viii. »defensor fidei.« Heinrich Viii. von England. Die Reformation hat in keinem Lande eine so unlautere Quelle wie in England, wo sie sich an der sündhaften Leidenschaft eines Wollüstlings entzündete und an dessen blutdürstiger Tyrannei ihr Dasein fristete. Heinrich Viii. lebte mit Katharina von Aragonien bereits in 17jähriger Ehe, aus welcher drei Söhne und zwei Töchter entsprossen waren, und hatte sich laut glücklich gepriesen, eine so tugendhafte und vortreffliche Gemahlin zu besitzen, als sündhafte Begierde ihn zum Ehebruch und Abfall von der alten Kirche führte. Das Hoffräulein Auua Boleyn, am Pariser Hofe in allen Künsten erzogen, welche hochstehende Liebhaber zu fesseln vermögen, entflammte durch ihre Reize die Leidenschaft des Königs. Heinrich glaubte ohne ihren Besitz nicht leben zu können; aber die Königin stand im Wege. Da erhoben sich zum erstenmal Bedenken über die Rechtmäßigkeit seiner Ehe. Katharina war früher an Arthur, des Königs älteren Bruder, vermählt gewesen; dies sollte jetzt als Grund zur Scheidung dienen, obwohl Papst Julius Ii. damals Dispens vom Hindernisse der Blutsverwandtschaft erteilt hatte. Heinrich wandte sich nach Rom. Doch zeigte sich bald, daß er sich in seiner Hoffnung getäuscht hatte. Wenn der päpstliche Stuhl die Sache anfangs nicht ganz und gar abschnitt, sondern auf eine lange Untersuchung hinauszuschieben snchte, um die Leidenschaft Heinrichs abzukühlen, so läßt sich dies daraus rechtfertigen, daß bei den damaligen politischen Verwicklungen in Europa alle mögliche schonende Rücksicht gegen den englischen König genommen werden mußte. Als Heinrich, der von niemand Widerspruch ertrug, seinen Willen nicht sogleich erfüllt sah, erfaßte ihn gewaltiger Ingrimm. Zuerst traf sein Zorn den Kanzler Kardinal Wolfey, Erzbischof von Iork, der Hoffnung auf die Ehescheidung gemacht hatte. Der früher so mächtige Minister wurde des Hochverrates angeklagt (1529) und starb bald darauf; Verdruß und Krankheit hatten seine Lebenskräfte ausgezehrt. Nun regten sich in des Königs Busen verhängnisvolle Umsturzpläne, welche sich zunächst in ungemeffenen Drohworten gegen den Papst und das Papsttum Luft machten, und bald fand sich der Mann, der ihnen Macht und Nachdruck gab. Damals hatte die deutsche Reformation bereits ihre völlige Ausbildung erreicht. Viele Satzungen Luthers erinnerten die Engländer an John Wtclef, der im 14. Jahrhundert in England gegen Papst, Hierarchie und Transsnbstantiation lehrte, predigte und schrieb, der wie Luther auf die Schrift allein mit Ausschluß der Tradition feine Lehre gründete und eine neue Übersetzung der Bibel veranstaltete. Heinrich Viii. war nach dem ganzen Gange feiner Jugendbildung allen Neuerungen im Dogma feind. Als Martin Luther in feiner Schrift von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche sogar die Siebenzahl der Sakramente antastete und so ein Heiligtum angriff, welches selbst Wtclef respektiert hatte, schrieb der König gegen ihn eine Verteidigung der sieben Sakramente: Assertio septem sacramentorum ad-versus Martinum Lutherum, edita ab invictissimo Angliae et Franciae rege et domino Hiberniae, Henrico eius nominis octavo. Lond. 1521. Das Werk ist bei Lebzeiten des Königs dreimal aufgelegt worden und gefiel dem Papste Leo X. so sehr, daß er dem König den Titel »defensor fidei« verlieh, welchen Elemens Vii. bestätigte. Luther gab im ^zahre darauf die Antwort »Contra Henricum Angliae Regem Martinus Lutherus« in Ausdrücken der Ungebundenheit, wie sie eben nur aus der Feder eines Luther fließen konnten. Auch jetzt hatte Heinrich, so voll Unwillen er auch war, keineswegs im Sinne, zu den Lehren Luthers, den er haßte, überzutreten. Er wollte sogar zuerst bloß drohen und wäre durch eine günstige Erklärung Roms in der Scheidungssache damals wieder umzulenken ge-

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 44

1910 - Regensburg : Manz
44 Fishers Bemühungen in der Ehestreitigkett Heinrichs. In der Schrift: »Sacri sacerdotii defensio contra Lutherum« wehrt Fisher Luthers Angriff wider das Priestertum ab. Gegen die kecke, der gesamten alt-christlichen Tradition widersprechende Leugnung des Velenns, daß Petrus niemals in Rom gewesen sei, stellt er in der Schrift: »Convulsio calumniarum Ulrici Veleni, quibus Petrum numquam Romae fuisse cavillatur« beinahe alle für den Aufenthalt Petri zu Rom sprechenden Zeugnisse der alten Väter und Kirchenschriftsteller hin. Außerdem hinterließ er noch einige Abhandlungen theologischen und asketischen Inhalts. Heinrich Viii. suchte für sein Interesse in der Ehescheidungsangelegenheit auch den Bischof von Rochester zu gewinnen. In einer Galerie seines Schlosses zu Richmond teilte er ihm seine Bedenken über die Gültigkeit der Ehe mit. Fisher fiel auf die Knie nieder und beschwor den Souverän, doch von diesem Gedanken zu lassen und nicht anf das Gerede jener Menschen zu hören, welche für weiser gelten wollten als alle Väter der Kirche. Finsteren Blickes entfernte sich der König; er konnte fürder den Bischof mit keinem Auge mehr ansehen. Da Papst Clemens Vii. dem Drängen Heinrichs, ein definitives Urteil in der Ehe^ streitigkeit zu erhalten, nicht mehr ausweichen konnte, schickte er einen Legaten nach England und es versammelte sich ein Gericht, vor welchem der König und die Königin persönlich erschienen. Katharina kouute nur gegen die Kompetenz des Gerichts protestieren und ihre Appellation an den Papst einlegen. In einer zweiten Sitzung sprach sie ergreifende Worte, die auch nicht ohne Eindruck blieben; aber der König erklärte, die Gewissensbisse wegen der Gültigkeit seiner Ehe ließen ihm keine Ruhe. Er berief sich auf das Zeugnis der Bischöfe, welche die Ehe mit Siegel und Unterschrift als ungesetzlich und nichtig erklärt hatten. Fisher protestierte und antwortete dem Erzbischof Walram von Canterbnry fest und nachdrucksvoll, daß sein Siegel und seine Unterschrift in dem vorgezeigten Dokument nicht gegeben seien. In der dritten Sitzung überreichte der Bischof von Rochester den Legaten eine Schrift, in der er die Rechtmäßigkeit der Ehe Katharinas verteidigte, und knüpfte ernste Bemerkungen über das Verhängnisvolle des gegenwärtigen Augenblicks an. Die folgenden Sitzungen waren ohne Bedeutung, da Berichte aus Rom einliefen, die meldeten, daß der Papst die Appellation angenommen habe; so kam es zu keinem Urteilsspruche. Da Heinrich Viii. mehr und mehr die Hoffnung schwinden sah, aus gütlichem Wege vom Papste die Nichtigkeitserklärung seiner Ehe zu erlanget, befestigte sich in ihm der Gedanke, durch einen Gewaltstreich zum Ziele zu gelangen. Es gelang, ein antikirchliches Parlament zusammenzubringen, welches in Form einer Adresse an den König eine »Bill of Accusation« gegen den Klerus erließ. Bevor noch die Bischöfe auf die erhobenen Anklagen eine Erwiderung erlassen konnten, schritt das Parlament zur Beseitigung der angeblichen Mißstände. Die Bischöfe und Äbte des Oberhauses, vorzüglich Fisher, erhoben kräftige Einsprache und so wurde dem Vorgehen des Unterhauses Einhalt getan. Dennoch gingen Anträge durch, welche als Drohung gegen den Heiligen Stuhl angesehen werden müssen. Das Recht der päpstlichen Reservationen (Verleihung von Benefizien) war gegen Ende des Mittelalters vielfach mißbraucht worden und hatte zu mannigfachen Beschwerden geführt. Daher wurden im Jahre 1444 unter Eduard Ii. diejenigen mit schweren Strafen bedroht, welche sich mit Umgehung des berechtigten Patrons oder Kollators eine Provision von der römischen Kurie verschafften. Später wurde dieses Statut auf alle jene ausgedehnt, welche irgendwelche päpstliche Dekrete ins Land einführten. Dieses Statut hieß von dem Anfangs-wort »Praemunire«. Länger als hundert Jahre hatte man von demselben keinen Gebrauch gemacht; jetzt aber wendete man es zum Sturze Wolfeys an; er wurde auf Grund des-

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 73

1910 - Regensburg : Manz
Karl V. und Moritz bort Sachsen. 73 und dem Kanzler Granvella führte, ersieht man znr Genüge, wie klar seine Anschannngcn in allen Staatsangelegenheiten, wie umsichtig, gründlich und scharfsinnig seine Erwägungen waren. Was in den sorgfältigsten Beratungen mit seinen Räten endlich beschlossen war, wnrde ihm nochmals vorgelegt und nach genauer Durchsicht begleitete er die Berichte mit seinen kurzen Bemerkungen. Fremden gegenüber beobachtete er Zurückhaltung, gegen seine Feinde, besonders Frankreich, weise Wachsamkeit, der Kreis seiner Vertrauten war klein, aber gut gewählt, die Instruktionen an seine Gesandten äußerst bestimmt. Oft sah er sich allein zwischen den wütenden Parteien, die an Anmaßung, List und Gewalttat sich überboten und das Reich gänzlich zerrüttet haben würden, wenn nicht Karl die Kräfte derselben gegeneinander abzuwägen und zu gebrauchen, mit Klugheit zu vermitteln, zuweilen ihren besonderen Interessen nachzugeben verstanden, sein hohes Ziel fest im Auge behalten hätte und stets das Rechtsverhältnis im Reiche wiederherzustellen bemüht gewesen wäre. Unter solchen rastlosen Anstrengungen im Staatsleben und den Mühen weiter Reisen und mitten im Feldlager führte Karl noch in den letzten Jahren die Regierung weiter, während sein kränklicher Körper fast stets von empfindlichen Schmerzen gepeinigt war. Seine Lebensweise war ernst und nüchtern. Erfreute er sich auch an einem guten Tische, wie man erzählt, so speiste er doch allein und schweigend; kaum vermochten ihm die Spässe seiner Hofnarren ein flüchtiges Lächeln zu entlocken. Äußern Prunk und glänzende Feste verschmähte er gänzlich. Dagegen arbeitete und betete er viel in seinem einsamen Zimmer, so daß den Deutschen jener Zeit, wo jeder Fürst den andern durch Pracht und schimmernden Aufwand wie durch maßlose Verschwendung bei Gastmählern und Fest- lichkeiten zu überbieten suchte, das Leben ihres Kaisers fast zu streng erschien. Ein ganz anderer Mann war Moritz von Sachsen. Ihn plagten weder hochfliegende Ideale noch Gewissenszweifel. Dafür verstand er das Nächstliegende mit großem Geschicke zu ergreifen und für seine Zwecke recht praktisch zu behandeln. Jung und gewandt, körperlich kräftig, frühzeitig durch Kriegstaten berühmt, war er ebenso ein Freund schöner Frauen an fremden Höfen, als er sich daheim bei wüsten Trinkgelagen und als gewaltiger Jäger in seinen Forsten tapfer hervortat. Von der Religion sprach er ziemlich gleichgültig und erwähnte in Briefen scherzend, daß er gar wenig bete. Unter dieser Oberfläche aber barg Moritz einen sühnen Sinn, eine für jedes Wagnis fähige Tatkraft. Schon die Art, wie er in seinen Ländern eine geordnetere Verwaltung einzuführen suchte, nach Verbesserungen trachtete, um die Schulen sich bekümmerte, konnte darauf hinweisen. Seine geheimeren Staatsangelegenheiten besorgte er größtenteils selbst; nur zuweilen zog er einen vertrauten Sekretär bei. Niemals erfuhren seine Räte den ganzen inneren Zusammenhang irgend einer Unterhandlung oder eines Unternehmens. Seine wichtigen Staatsschriften vertraute er keinem Archive an, sondern seine Gemahlin bewahrte sie in einer wohlverschlossenen Truhe. Gerade ein solcher Mann konnte dem Kaiser gefährlich werden, wenn er ohne Bedenklichkeit die bestehenden Verhältnisse benützen und gegen ihn sich erheben wollte. Karl hatte den Kurfürsten im September 1550 beauftragt, die wegen ihrer Opposition gegen das Interim in die Acht erklärte Stadt Magdeburg zu züchtigen. Dies gab Moritz Kurfürst Moritz von Sachsen. Nach einem Gemälde von L- Cranach dem Jüngeren.

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 52

1910 - Regensburg : Manz
52 Aufruhr in Münster. Bernhard Rothmann. Wirklich trat der Stadtrat mit dem Domkapitel und mit dem Bischof über diese Forderungen in Unterhandlung und gab zu erkennen, daß er die Gesinnung der Bürgerschaft teile; aber nach dem kläglichen Ausgang des Bauernaufruhrs hielt er es für besser, einen Vergleich zu schließen, infolgedessen alles beim Alten bleiben sollte. Indes gärte unter den Bürgern ein Geist der Unruhe, der zwei Jahre darauf (1527) zu einem neuen Ausbruche kam. Die Beisitzer eines geistlichen Gerichts, welches in der Vorhalle des Domes seine Sitzungen hielt, wurden von einigen Hauptgegnern des Kirchentums überfallen und unter Geschrei und Mißhandlungen von ihren Stühlen vertrieben. Der Rat war furchtsam und erst auf wiederholtes Drängen des Fürstbischofs wurden die Rädelsführer verhaftet, was jedoch ihre Genossen so wenig erschreckte, daß sie das Gefängnis erstürmten und die Befreiten unter Trompeten- und Pfeifenklang durch die Stadt führten. Nur aus Rücksicht auf den Bischof wurden die strafbarsten der Rebellen auf einige Zeit aus der Stadt gewiesen. Einen derselben, den Tuchhändler Bernhard Knipperdolling, einen Mann aus reicher angesehener Familie, aber von so schlechter Gesinnung, daß er nachmals der Catilina von Münster genannt wurde, ließ der Fürstbischof auf einer Reise festnehmen, gab ihn aber nach kurzer Haft wieder frei, und zwar auf Verwendung des Domkapitels, welches sich durch die Drohungen der Volkspartei schrecken ließ. Bei diesen Ereignissen war die Gärung nicht ohne Einfluß, in welche die von Witten> berg ausgegangene Reformation die Gemüter versetzt hatte. Als nun im Jahre 1529 der Kaplan Bernhard Rothmann an der Kirche St. Mauritz, dicht vor den Toren der Stadt, lutherische Grundsätze in seinen Predigten vorzutragen begann, strömte die Menge derer, welche der Neuerung hold waren, dahin. Um weitern Fortschritten zuvorzukommen, beschloß die Stiftsgeistlichkeit, Rothmann Mittel an die Hand zu geben, aus einer katholischen Universität nochmals Theologie zu hören, und sandte ihn zu diesem Behufe mit einem anständigen Reisegelde, welches sie für ihn zusammenbrachte, nach Köln; Rothmann aber ging nach Wittenberg und von da nach Straßburg und der Schweiz. Nach Jahresfrist kehrte er zurück und erhielt trotz einiger Schwierigkeiten, die man ihm machte, seinen vorigen Posten wieder. Nun nahm er gegen die Geistlichen, welche seine Grundsätze nicht teilten, einen gebieterischen und drohenden Ton an. Als der Franziskaner Johann von Deventer am Lambertustage 1531 im Dome über das Fegfeuer gepredigt hatte, richtete Rothmann sogleich an ihn ein heftiges Schreiben, worin er ihn einen verschmitzten Buben und Feind des Kreuzes Christi, einen Schüler des Satans schalt und die Mönchskutte für einen Schlupfwinkel aller Irrlehren und aller Gottlosigkeiten erklärte. Mit dem Wachstum feiner Partei wuchs seine Kühnheit. Dem Verbote des Bischofs, der ihm das Predigen untersagte, leistete er keinen Gehorsam, sondern forderte feine Gegner heraus, ihm aus der Schrift zu beweisen,, daß er Irrlehren verkündige, und ließ ein Glaubensbekenntnis in 30 Artikeln erscheinen, welche die wesentlichsten Grundsätze der Reformatoren enthielten. Der Bischof entsetzte ihn hierauf seiner Stelle und entzog ihm das Geleit, was zur Folge hatte, daß Rothmann von feinen Anhängern in die Stadt geholt und zur Lambertuskirche geführt wurde. Als ihm der Pfarrer die Öffnung der Türe verweigerte, stieg er auf eine am Beinhause befindliche Kanzel und hielt über die evangelischen Freiheiten und die Ausrottung des Gottesdienstes eine feurige Predigt. Nach Anhörung derselben drang das Volk in die Kirche und in andere Gotteshäuser und zerschlug Bilder und Altäre. Dies geschah am 28. Februar 1532. Am 24. März übergab der Bischof Friedrich von Wied, der schon im November 1530 unter Vermittlung des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied und des lutherischen Kurfürsten von Sachsen sein Bistum für 40,000 Gulden verkauft und niemals die bischöf-

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 130

1910 - Regensburg : Manz
130 Ursachen der Unruhen: Unzufriedenheit. Schuldendruck. an allen Bewegungen, die seinem unruhigen Geiste Nahrung geben konnten, teilzunehmen, doch nicht scharfblickend genug, um zu berechnen, welche folgen seine Jtaten haben könnten. Diese vier Männer saßen im Staatsrate und außer ihnen noch Viglins oon Aytta, E ausgezeichneter Rechtsgelehrter, und der Graf von Barlaymont, bedeutend durch seine genaue Kenntnis der Finanzen des Landes. Wilhelm von Oranien, Egmond und Hoorne hätten sich wahrüch mit dem Anteil, den sie an der Regierung als Mitglieder des Staatsrates und Statthalter von Provinzen hatten, begnügen können. Aber es schmerzte sie, zu sehen, daß Granvella, Viglius und Barlaymont und die Statthalterin die geheimen Briefe des Königs für sich behielten und über die^wichtigsten Sachen entschieden, ohne sie zu srageu. Da sie wußten, daß Granvella das Haupt und die Seele des geheimen Rates war, entbrannten sie von Haß gegen ihn, betrachteten es als eine unleidliche Kränkung, daß ein Mann von bürgerlicher Abkunft mehr Macht haben solle als sie, und konnten es ihm nicht verzeihen, daß sie sich häufig vor seinem Einflüsse und seinem politischen Scharfblicke beugen mußten. . Gehen wir nun zur Betrachtung der Ursachen über, welche die Unruhen nt den Niederlanden hervorriefen, fo muß vor allem auf die Unzufriedenheit des Adels htn- gewiefen werden. „ ... r . Während der langen Kriege Kaiser Karls waren die Edelleute, die tm Heere btenteit, durch anhaltende Opfer, die sie brachten, verarmt. Da hingegen der Wohlstand den Bürgern erlaubte, ungemeine Pracht zu zeigen, so hatte der Adel geglaubt, diese Pracht übertreffen zu müssen, und sich dadurch tief iu Schulden gesteckt. Das Ende des Krieges hatte zahllose Edelleute in Untätigkeit versetzt, die nun nach Ämtern und Würden strebten und, da fte uc)e nicht erhalten konnten, den König der Undankbarkeit beschuldigten und mtt allen ihren Forderungen und ihrer Unzufriedenheit der Statthalterin und Granvella zur Last fielen. Durch die Köpfe der in Hochmut und Üppigkeit auferzogenen jungen Herren flogen titele tolle und vermessene Gedanken, und da der Friedensschluß der kriegerischen Laufbahn sie entrückte, so waren sie sehr zugänglich sür die Eingebung, den Müßiggang und die Langweile mit meuterischen Plänen und Verschwörungen zu verscheuchen. Der Schuldendruck, der aus den Edelleuten lastete, gehört zu den vornehmsten Ursachen der ntederlandtichen Revolution; dies gestehen alle gleichzeitigen Geschichtschreiber zu und Einzig die Parteileiden-schast unserer Tage hat es in Abrede stellen können. Der Prinz von Oramen hatte m etnem Alter von 30 Jahren einen Schuldenstand von 450,000 Mark bei einer ^zahresemnahme von 76,390 Mark, worunter 49,180 den Amtsgehalt bildeten. Obgleich nur regierender Herr des winzigen Fürstentums Oranien in Frankreich, umgab er sich doch mtt einem Hofstaat, so zahlreich und glänzend, wie kaum ein Fürst ersten Ranges thu hielt. Diese üppige Lebensweise, so wenig geeignet, um bei Menschenkennern den Glauben an religiöse Tendenzen des Prinzen zu begründen, ahmte der übrige mit ihm und der reichen ^Mannschaft wetteifernde Adel nach, weshalb er tief in Schulden versank, .lns den Vorschlag der Statthalterin, ihre Tilgung zu übernehmen, um die Seigneurs für die Regierung zu gewinnetr, gab Philipp zur Antwort, selbst wenn er sie abtrage, werde dies doch nichts anderes fruchten, als daß sie ebensoviel neue machten. _ , Als eine willkürliche Voraussetzung der Geschichtschreiber muß dte Behauptung bezeich-net werden, daß die spanische» Truppen dem gegebenen Versprechen zuwider m den Niederlanden zurückgehalten worden seien und daß dadurch der Aufruhr entstanden se>; als dw,°r ausbrach, hatten die Spanier bereits die Niederlande verlassen. Die 300 (pantschen 0 baten kamen nur dem Prinzen von Oranien ungelegen, weil sie eine Stütze der Regierung
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